Ob es um Kunst im öffentlichen Raum, um politische Aktionen, Zensur oder verfolgte Künstler, um Gentrifizierung oder um die Verteilung von Geld, Macht und Anerkennung in der Kunstbranche geht: Die Kunst steht dabei immer schon in einem bestimmten Verhältnis zur Politik. Dass die Künste eine gesellschaftliche und in diesem Sinne politische Bedeutung haben, kann sicherlich als unstrittig festgehalten werden. Doch was kann Kunst tatsächlich sozial verändern und wie artikuliert Kunst diesen politischen Anspruch? An vier Abenden bringen wir Studierende der Universität Basel und die interessierte Öffentlichkeit mit PhilosophInnen, KünstlerInnen, KunsttheoretikerInnen und KuratorInnen über diese Fragen ins Gespräch, zeigen Filme und Fotografien, welche die Wirklichkeit hinterfragen und den «Ernst» der Spiele herausarbeiten.
In Zusammenarbeit mit dem Philosophischen Seminar der Uni Basel
Mit freundlicher Unterstützung der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft (FAG) Basel
Konzept:
Felix Trautmann, Susanne Schmetkamp
Referierende:
Dirk Hildebrandt,
Ute Holl,
Markus Klammer, Gian-Reto Gredig, Goran Galic, Susanne Leeb, Stefan Wagner, Adnan Softic.
eikones NFS Bildkritik, Rheinsprung 11, CH - 4051 Basel
Archiv
21. November 2012 - 18.30 Uhr
«Zwischen Avantgarde und Reaktion»
Vortragsreihe
Die politische Kunst der Situationistischen Internationale am Beispiel von Guy Debord – Filmvorführung von in girum imus nocte et consumimur igni (1978) mit Vorträgen von Markus Klammer und Dirk Hildebrandt. Als einer der zentralen Akteure der Situationistischen Internationale hat Guy Debord sowohl in Form theoretischer Texte als auch künstlerischer Arbeiten eine wichtige Position innerhalb der Avantgarde der 1960er Jahre formuliert. Die Entgrenzung von Kunst und Leben, die nicht zuletzt in der Behauptung der Verwirklichung der Kunst im Alltagsleben seine Zuspitzung fand, führte jedoch auch zu enormen Verwerfungen innerhalb der Gruppe der Situationisten und zu deren späteren Auflösung. Wie der letzte Film Debords von 1978 zeigt, verstrickt sich der avantgardistische Anspruch des Situationismus Jahre später in den Fängen der ästhetischen Reaktion.
28. November 2012 - 18.30 Uhr
«Nachbilder – Farben der Wahrheit»: Das Künstlerduo Gian-Reto Gredig und Goran Galic (Zürich) präsentiert und diskutiert seine Videoarbeiten
Vortragsreihe
Einführung und Moderation: Susanne Schmetkamp. Wie nehmen wir die Wirklichkeit wahr und wer bestimmt dabei unseren Blick? Welche Rolle spielen hier Bilder, Medien und in welchem Verhältnis steht die Sprache zum Bild? Ganz im Sinne einer Kunst als Umkehrung des Blicks, verändern die Zürcher Künstler Galic und Gredig die Perspektiven auf die Wirklichkeit, konfrontieren uns mit festgefahrenen Sichtweisen. Intensiv, in Bild und Form, setzen sich die beiden Künstler (1977 und 1976) mit dem Wirklichkeitsbezug von Film und Fotografie auseinander, untersuchen den Einfluss medialer Bilder mit gesellschaftspolitischer Relevanz und stellen die grundsätzliche Frage nach der Darstellbarkeit der Realität mittels der Kunst.
5. Dezember 2012 - 18.30 Uhr
«Der Ernst des Spiels»: Die politische Videokunst von Harun Farocki
Vortragsreihe
Filmvorführung und Vortrag von Ute Holl.
Einführung und Moderation: Susanne Schmetkamp
Wer darf mit dem Ernst spielen? Wann wird Spiel zum Ernst? Und wann sieht der Ernst wie ein Spiel aus? Die Videoserie Serious Games I-IV des Filmemachers Harun Farocki beschäftigt sich ausgehend von den verschiedenen Phasen der Kriegsführung mit der Wirklichkeit von Simulationen und Spielsituationen. Die mediale Vor- und Nachbereitung sowie die Vermittlung des Kriegsgeschehens im embedded journalism bieten für Farockis Videoarbeit den Ausgangspunkt für eine Bestimmung des Orts und der Rolle politischer Kunst.
12. Dezember 2012 - 18.30 Uhr
«Ästhetik und Politik – Was ist und soll politische Kunst?»
Vortragsreihe
Über Kunst, Kritik und Kuratieren diskutieren Susanne Leeb (Laurenz-Assistenzprofessur: Uni Basel), Stefan Wagner (Kurator: Corner College, Zürich), Adnan Softic (Künstler: Hamburg).
Einführung und Moderation: Susanne Schmetkamp und Felix Trautmann
Politische Kunst sowie das Verhältnis von Ästhetik und Politik haben seit einigen Jahren wieder an Aufmerksamkeit gewonnen. Aber was ist und was soll politische Kunst eigentlich leisten? Was und wer macht sie politisch? Wie steht sie im Verhältnis zu einer ebenso merklichen Ästhetisierung der Politik? In einer Podiumsdiskussion mit einer Kunsttheoretikerin, einem Kurator und einem politischen Künstler wollen wir die Frage stellen, in welchem Verhältnis Ausstellungsmacher, Kritiker und Künstler zueinander stehen, in welcher Aufgabe sie sich selbst und die anderen sehen und ob sie jeweils überhaupt das gleiche unter politischer Kunst verstehen.